Die SPD Hausen sieht auf eine lange Geschichte zurück. Wir feierten 2016 unser 60-jähriges Bestehen!
Zu der Geschichte der SPD Hausen:
Mit Dank an Frau Gertrud Tinkl. Sie hat diesen Vortrag am 8.6.2016 hinsichtlich des 60-Jährigen Bestehens des Ortsvereins gehalten.
Die SPD ist mit über 150 Jahren die älteste deutsche Partei, die in ihrer Geschichte Verfolgungen, Verleumdungen erlitten , aber eben auch Erfolge vorzuweisen hat. Sie ist die Partei, deren Vorsitzender gegen Hitler in der letzten freien Parlamentssitzung mutig das Wort ergriffen hat, um die Diktatur zu verhindern.
Im März 1946 wurde die bayerische SPD in München wieder gegründet.
Am 3. Juni 1956 ist es auch in Hausen soweit: Im Gasthaus Beckenschneider rufen 14 Bürger den Ortsverein der SPD Hausen ins Leben.
Heute möchte ich hier Wolfgang Blum, das letzte lebende Gründungsmitglied, in unserer Mitte begrüßen. Wolfgang erinnert sich an diese Zeit noch sehr genau: Als Stammtisch im damaligen Beckenschneider trafen sie sich regelmäßig, als sie beschlossen, den roten Ortsverein in Hausen, wo „90% schwarz wählen“ (Zitat), zu gründen. Aber es mussten neun Personen sein. So wurden Väter und Freunde geworben, sodass mit elf Männern der Ortsverein aus der Taufe gehoben werden konnte. Ein pikantes Detail: Wolfgang, als Gründungsmitglied, war noch keine 21 Jahre alt, sodass Erich Ollenhauer, der damalige Bundesvorsitzende der SPD entschuldigend an Wolfgangs Vater schrieb, dieser müsse den Beitritt seines Sohnes erst mit Unterschrift bewilligen. Was dieser natürlich tat!
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Für die Arbeit des jungen Ortsvereins wurde ein „Büro“ notwendig, was damals vom Besitzer des Beckenschneiders zur Verfügung gestellt wurde, „sogar mit eigenem Schlüssel“ (Zitat). |
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Noch eine weitere Episode aus dieser Zeit: Wolfgang und seine „roten“ Freunde wurden immer wieder in Hausen verbal angegriffen, einmal sagte ein Hausner, als dies auf dem Heimweg geschah: „Jetzt hört´s auf, des sind doch a bloß Menschen.“ (Zitat)
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Der Gründung vorausgegangen ist der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Hoegner (SPD) im Sept. 1955 in Hausen. Dieser hat gewiss einen maßgeblichen Anstoß für die Entstehung gegeben.
Die Gründungsversammlung wählt zum ersten Vorsitzenden Kreisrat Fritz Reichardt, der schon bisher als Vertrauensmann der SPD gearbeitet hat. Zweiter Vorsitzender wird Kreisrat Hans Saam. Bis Ende 1956 kann die Mitgliederzahl bereits auf 20 Personen vergrößert werden. Die erste Jahreshauptversammlung 1957 bestätigt die bisherige Vorstandschaft und bestellt Hans Welker als weiteren Vorsitzenden.
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Ein kleines Detail am Rande: Es werden 50 Brezen zum Preis von je 9 Pfg. und 14 Ltr. Bier zum Preis von je 90 Pfg. spendiert. (Das sollte übrigens lange eine Tradition bleiben.) Bei den Kommunalwahlen 1960 kommen zwei Kandidaten in den Gemeinderat. Bei der Bundestagswahl 1965 können 26 % der Zweitstimmen erreicht werden. Allerdings schafft bei der Kommunalwahl 1966 nur noch Fritz Reichardt für die SPD den Sprung in den Gemeinderat. |
Felix Jäger übernimmt 1967 den Vorsitz des Ortsvereins. Er richtet sein Hauptaugenmerk in den ersten Jahren auf eine gezielte Mitgliederwerbung. Wie Wolfgang sagt: „Er war unermüdlich tätig und äußerst erfolgreich“. So können 1969 schon 42 Mitglieder gezählt werden. Diese intensive Mitgliederwerbung zahlt sich auch stimmenmäßig aus. Bei den Bundestagswahlen 1969 erreicht die SPD immerhin 29 % der Zweitstimmen. Im Frühjahr 1970 zählt der Ortsverein 53 Mitglieder. Diese Zahl kann leider nicht gehalten werden, denn bereits im Mai 1971 ist ein Rückgang auf 45 Parteimitglieder zu verzeichnen. |
In den folgenden Jahren ist es dem Ortsverein mehrmals geglückt, bekannte SPD-Politiker nach Hausen zu bringen: 1971 kommt Bundesgesundheitsministerin Käthe Strobel. 1972 spricht der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Schütz, hier. 1976 hält Bundesbauminister Dr. Dieter Haack eine Rede. Bei der 30-Jahr- Feier hält der SPD-Vorsitzende und Vizepräsident des Landtages, Dr. Rothemund, die Festansprache.
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Bei den Kommunalwahlen 1972 verfehlt der Bürgermeisterkandidat der SPD, Felix Jäger, in der Stichwahl um das Führungsamt mit nur 3 Stimmen das Ziel. Dennoch gelingt den Genossen Josef Forster, Felix Jäger und Hans Stark der Einzug in den Gemeinderat. 1973 führt Werner Stolten zwei Jahre die Partei erfolgreich. Anschließend übernimmt Felix Jäger das Amt, das er leider nach einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen niederlegen muss. |
Otmar Tinkl tritt 1976 den Vorsitz an. Nun erfolgt eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Partei und Gemeinderatsvertretung/ Fraktion. Nach den Kommunalwahlen 1978 ziehen erstmals vier Genossen, nämlich Karlheinz Fuchs, Hans Stark, Otmar Tinkl und Christoph Wild in den Gemeinderat ein.
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In der fünfjährigen Amtszeit von Tinkl werden viele Aktivitäten entfaltet. Erinnert werden darf an die Aktionen anlässlich der Gemeindegebietsreform, an die Einführung des Informationsblattes, kurz INFO-Hausen genannt. Auch gesellschaftspolitische Themen kommen nicht zu kurz. Genannt seien die Gespräche Kirche und SPD, die Vorträge zum neuen Ehe- und Familienrecht und die kritische Stellungnahme des SPD-OV zur Steuerreform an Bundesminister Dr. Matthöfer. |
Wer erinnert sich an den jüngsten Vorsitzenden? 1981 übernimmt Uwe Heimlich den Vorsitz des SPD-Ortsvereins Hausen. Diese Wahl sollte eine Aufforderung an die Jugend sein, sich noch aktiver in der Partei zu betätigen. Der Ortsverein zählt 47 Mitglieder, davon vier Frauen.
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Mit der Ausrichtung der 25 Jahrfeier des OV 1981 erzielt Uwe Heimlich einen gelungenen Einstand als neuer Vorsitzender. Bruno Friedrich, Vizepräsident des Europaparlaments erinnert in seiner Rede an die historischen Wurzeln der SPD und stellt die Bedeutung der Ortsvereine heraus, weil hier die menschlichen Begegnungen stattfinden. Er schließt mit dem Satz: „Menschlichkeit kann man nicht beschließen, entweder man hat sie oder man hat sie nicht – wir möchten sie haben.“ |
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Uwe Heinrich führt den OV bis Mai 1984. In diese Zeit fällt die Aufdeckung der falschen Berechnung der örtlichen Kanalisierungsbeiträge durch die Gemeinde. Bei der Bundestagswahl 1983 verschlechtert sich das Ergebnis der SPD auf 23% der Zweitstimmen. Die Wende in Bonn (Kohl/CDU) hat auch in Hausen ihr Zeichen gesetzt, dennoch können bei der Wahl 1984 alle vier GR-Sitze gehalten werden. |
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Die Bürgermeisterwahl entwickelt sich zu einem Krimi, denn der SPD-Kandidat Karlheinz Fuchs wird nur knapp vom neuen Kandidaten der CSU, Meinrad Ismaier, geschlagen. Ende 1984 legt Uwe Heimlich den Vorsitz wegen Verlegung seines Wohnsitzes nieder. Sein Nachfolger wird Christoph Wild. In seiner Amtszeit fallt die Auseinandersetzung um die, “wilde Müllkippe“. 1985 wird der Erlös des SPD Sommerfestes für Mali gespendet. Diese Aktion verhilft einem Dorf in Mali/Westafrika zu einem Wasserloch, dass das Überleben gewährleistet. |
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Wegen seines Umzugs nach Heroldsbach legt Wild 1986 sein Amt nieder. Ihm folgt Gerd Zimmer aus Wimmelbach. Sehr erfolgreich verläuft der Vorstoß der SPD-Fraktion im GR, das Greifenhaus zum Heimatmuseum umzugestalten. Zum viel diskutierten und durchaus kontrovers ausgetragenen Zündstoff wird auch im OV das Thema „Öffnung der Südstraße für den Durchgangsverkehr“ und 1988 die Aufschüttung des sog. „Winkler-Gebirges“. 1990 übernimmt nochmals Uwe Heimlich den Vorsitz, nachdem er seinen Wohnsitz nach Hausen zurück verlegte. Die SPD-Gemeinderatsfraktion besetzt die politischen Themenfelder und ist bestimmende Kraft in der Öffentlichkeit. Bei den Kommunalwahlen 1990 erntet man die Früchte dieser Arbeit, denn die SPD kann mit 27 % das Ergebnis von 1984 verbessern, obwohl sie ohne einen Bürgermeisterkandidaten angetreten ist. |
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Robert Meißner übernimmt 1994 den Ortsvereinsvorsitz. Man erreicht, dass sich der Ortsverein konsolidiert und mit Engagement in die Kommunalwahl 1996 mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten zieht. Mit einer attraktiven, parteioffenen GR-Liste, erreicht die SPD ein vorzeigbares Ergebnis und verringert den Abstand zur CSU. Die gewählten SPD-Gemeinderäte belegen auf der Hit-Liste der Stimmen im GR die Plätze 1, 5, 6 und 7. Erst danach
folgen 4 GR der CSU. Die Bürgermeisterwahl verläuft zwar spannend, aber nicht erfolgreich für die SPD. Bei der Endabrechnung fehlen unserem Kandidaten 47 Stimmen zum Sieg. Überraschend verläuft die konstituierende Sitzung des GR 1996, denn sie wählt Otmar Tinkl zum 2. Bürgermeister. Nicht Einsicht und politische Kultur bei der CSU ermöglichen dieses Ergebnis, sondern der Konsens mit der Wählervereinigung Wimmelbach und der FWG Hausen, den Kandidaten mit den meisten Stimmen und den größten kommunalpolitischen Erfahrungen zu unterstützen.
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1997 wird Anton Schmitt zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Ortsverein informiert sich in Heiligenstadt über die Dorferneuerung. Außerdem wird die 40-jährige Gründungsfeier nachgeholt. Die Festansprache hält Rainer Herrnleben, der seine Rede mit persönlichen Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit den Hausenern würzt.
Europaabgeordnete Wilmya Zimmermann spricht ein Grußwort. |
Auch 2002 kann die SPD bei der Kommunalwahl ihre 4 GR-Sitze verteidigen. Die Gemeinderäte Patricia Moshack , Alfred Stark, Karl Heinz Fuchs und Gerlinde Kraus wirken erfolgreich im Gemeinderat. Mit dieser Mannschaft hat es die SPD zudem geschafft, auch Frauen verstärkt in die Ortspolitik einzubinden. Patricia Moshack wird 2003 zur ersten weiblichen Vorsitzenden der SPD Hausen gewählt. Eine Halloween-Wanderung wird 2004 zu einem Erlebnis für Jung und Alt. Im Jahr 2004 werden die Jusos Hausen gegründet. 2006 stellt Patricia Moshack ihr Amt wegen eines Wohnortwechsels zur Verfügung. Zum neuen Vorsitzenden wird Gerd Zimmer gewählt. Seine Stellvertreter sind Bernhard Forster und Jörg Igler, der auch das Amt des Juso – Vorsitzenden bekleidet. |
Bei den Kommunalwahlen 2008 tritt Gerd Zimmer zum ersten Mal als Bürgermeisterkandidat an und wird durch den neu gewählten Gemeinderat als zweiter, stellvertretender Bürgermeister bestimmt. Die vier SPD-Sitze können gehalten werden. |
2014 verliert die SPD einen GR-Sitz, ist dabei aber bei der Wahl des Bürgermeisters umso erfolgreicher. In der Stichwahl gewinnt Gerd Zimmer mit 52,28%. Damit bekleidet erstmals ein SPD-Mann das Amt des ersten Bürgermeisters in Hausen Die wichtigsten Vorhaben und Themen, die auch im Ortsverein diskutiert werden, werden nun umgesetzt: Der Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses, die Umsetzung der jahrelangen Diskussionen um das Baugebiet Lohe V, die Breitbandinitiative. |
In der Arbeit des Ortsvereins zeigt sich eine Schwerpunktverlagerung auf das soziale und gesellschaftliche Miteinander: So gibt es das seit 2008 veranstaltete Grünkohl- und Pinkelessen. Es wird so zubereitet, wie Gerd Zimmer es von seiner Mutter gelernt hat und erfreut sich großer Beliebtheit im gesamten Landkreis. |
Das SPD-Sommerfest wird wiederbelebt, was man in zwei Tagen testen kann. |
Ein „SPD-eigenes“ Festzelt ist angeschafft worden, das auch anderen Vereinen zur Verfügung steht und gerne angenommen wird. Jedes Jahr treffen sich die SPD-Mitglieder und Freunde zur Karpfenpartie und dem gemeinsamen Gespräch in Wimmelbach.
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So bleibt ein Schlussgedanke: Wie ein SPDler sagt:“ Nicht immer nur die Wunden lecken, besinnen wir uns auf die große Stärke der SPD, die Solidarität und Gerechtigkeit“. In diesem Sinne – auf die nächsten 60 Jahre SPD ! |
Danke
Hausen, 8.6.2016
Gertrud Tinkl
(Die Zitate sind einem mündlichen Interview mit Gründungsmitglied Blum entnommen.)