Weilersbach – Am ersten Juni-Wochenende hat der Landkreis Forchheim den Starkregen größtenteils ohne größere Schäden überstanden. Doch am Sonntag wurde Weilersbach teilweise überflutet, was für einige Anwohner*innen zu signifikanten Schäden führte. Besonders betroffen waren die Ortsdurchfahrt und das Oberdorf sowie einige Keller, Scheunen und Garagen, die vollgelaufen sind.
Am Samstag, den 08.06.2024, wurde auf Einladung der Gemeinderätin Bettina Drummer ein Ortsspaziergang mit betroffenen Anwohner*innen durch Weilersbach durchgeführt. Anwesend waren neben Bettina Drummer die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Gross, SPD-Kreisrat Reiner Büttner und der Co-Vorsitzende der Kreis-SPD, Richard Schmidt. Während dieses Besuchs tauschten sie sich intensiv mit betroffenen Anwohnern über die entstandenen Schäden aus.
Hintergrund des Besuchs
Tannenwaldstraße in Oberweilersbach – Hier trat der Bach während des Starkregen schnell übers Ufer und überspülte die Ortsdurchfahrt
Die SPD wollte sich genauer anschauen, warum gerade Weilersbach als einziger Ort im Landkreis so massive Probleme mit dem Starkregen hatte, während dieser anderswo im Landkreis kaum zu größeren Schäden führte. “Es ist wichtig, die spezifischen Ursachen in Weilersbach zu identifizieren, um daraus Erkenntnisse für den Hochwasserschutz auch im gesamten Landkreis Forchheim zu gewinnen“, erläutert hierzu Richard Schmidt, Co-Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes.
Anwohnerberichte und Kritikpunkte
Die anwesenden Anwohner*innen sowie weitere Gemeinderäte haben folgende Ursachen für die Überflutung weiter Teile des Ortes genannt:
Unvollständige Umsetzung von Rückhaltebecken: Planungen zu Rückhaltebecken, die teilweise aus den 80er Jahren stammen, wurden nur an einer Stelle umgesetzt. Weitere Rückhaltebecken wurden bislang nicht realisiert. Das bestehende Rückhaltebecken sei laut anwesenden zudem nicht gepflegt und konnte so nur teilweise seinen Zweck erfüllen.
Vernachlässigte Gräben: Gräben, die das Wasser um die Wohngebiete hätten herumführen sollen, wurden seit langem nicht mehr durch die Gemeinde gepflegt. Dadurch sind sie schnell vollgelaufen, und Rohre verstopften durch Äste und Verschmutzung.
Unzureichender Hochwasserschutz bei Neubauten: Anwohner*innen zeigten sich irritiert, äußerten den Vorwurf, es sei bei Neubauten nicht mehr oder nur unzureichend auf Hochwasserschutz und Wassermanagement geachtet worden.
Gemeinderätin Bettina Drummer äußerte sich zum Thema Hochwasserschutz: „Das Thema Hochwasserschutz ist von der Landesregierung aufs Abstellgleis geschoben worden. Hätte die Regierung die vor Jahren angedachten Fördertöpfe zum Hochwasserschutz aufgelegt, hätte die Gemeinde mehr Spielraum gehabt, Vorsorgen zu treffen. Da aber viele Gemeinden kein Geld haben, bleibt vieles auch in diesem wichtigen Bereich liegen.“
Schnelle Hilfe für Betroffene
Die Landtagsabgeordnete Sabine Gross spricht den betroffenen Bürger*innen ihr Mitgefühl aus und erklärt zu den Soforthilfen: „Wer betroffen ist, kann beim Landratsamt Soforthilfe beantragen. Es gibt bis zu 5.000 Euro für Schäden an Haushalt und Hausrat und bis zu 10.000 Euro für Ölschäden. Dabei werden vorhandene Hausrats- und Gebäudeschadenversicherungen angerechnet und müssen vorgelegt werden. Unternehmen und freie Berufe können bis zu 200.000 Euro bekommen, wobei auch hier Betriebsausfallversicherungen angerechnet und vorgelegt werden müssen. Wichtig zu beachten: Auch wenn keine Versicherung vorhanden ist, der Schaden aber von einer Versicherung abgedeckt werden könnte, wird die Hilfe um 50 Prozent gekürzt.“
Volkmar Halbleib
Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag – Sprecher für Staatshaushalt und Finanzen – Sprecher für Heimatvertriebene und Aussiedler
Im Landtag setzt sich die SPD für eine schnelle, unbürokratische und umfassende Unterstützung der Betroffenen ein. SPD-Haushaltsexperte Volkmar Halbleib betonte hierzu jüngst: „Wir müssen für die Betroffenen alle nur denkbare Hilfe und das notwendige Geld mobilisieren. Viele Menschen in den betroffenen Gebieten stehen vor existenziellen Nöten. […] Deshalb schlagen wir vorsorglich weitere 300 Millionen Euro als sogenannte Verpflichtungsermächtigung vor.“
Konsequenzen vor Ort und im Landkreis
Die Gemeinde Weilersbach sollte die Gelegenheit nutzen, aus den jüngsten Erfahrungen zu lernen und Maßnahmen zu ergreifen, um den Hochwasserschutz zu verbessern und das Vertrauen der Anwohner*innen zurückzugewinnen. Als SPD begleiten wir diesen Prozess konstruktiv und setzen uns auch über die Parteigrenzen hinaus für eine professionelle Untersuchung der Überflutung ein. Eine regelmäßige Pflege der Wassergräben sollte in Weilersbach wie auch im ganzen Landkreis durch die zuständigen Gemeinden gewährleistet werden. Es bleibt zu prüfen, ob weitere Rückhaltebecken in Weilersbach als Pufferspeicher für weitere Entlastungen bei künftigen Starkregenereignissen notwendig sind.
Viele Gräben, wie hier am Ortsausgang in Richtung Reifenberg, seien erst nach dem Starkregen ausgebaggert worden, erläuterten Anwohner*innen
Die SPD dankt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung für ihre Offenheit, ihren wertvollen Input sowie ihr Engagement bei der Beseitigung der Schäden und verspricht, sich weiterhin dafür einzusetzen, dass die notwendigen Maßnahmen zum Hochwasserschutz sowohl vor Ort in Weilersbach, aber auch im gesamten Landkreis Forchheim sowie in der bayerischen Landespolitik an die durch den Klimawandel bedingte Häufung von Starkregenereignissen angepasst werden.
Der Beitrag Versäumnisse im Hochwasserschutz? Weilersbach als Weckruf für den Landkreis Forchheim erschien zuerst auf Fränkisch Solidarisch.